Immo­bilien­markt­report Q1 2024

Wirt­schaft­liche Lage

Das erste Quartal 2024 wird für die deutsche Gesamtwirtschaft voraussichtlich mit einer minimalen Schrumpfung enden. Ab dem zweiten Quartal stehen die Zeichen auf Wachstum, wenngleich mit zunächst geringer Dynamik. Gleich mehrere Vorlaufindikatoren deuten darauf hin, dass die deutsche Konjunktur den Boden des jüngsten Abschwungzyklus erreicht hat, und allmählich auf den Erholungspfad einschwenkt. Da sich viele Indikatoren jedoch auf niedrigen Niveaus befinden, zum Teil noch im Kontraktionsbereich, wird ein spürbares Wachstum erst später im Jahr erwartet. Ab 2025 soll das deutsche Bruttoinlandsprodukt dann für mehrere Jahre in Folge seinen langjährigen Durchschnitt überschreiten.

Immobilienrendite, Inflation, Swap Rate, Bundesanleihe

Der disinflationäre Trend bleibt derweil intakt: Im März sank die Inflationsrate in Deutschland auf 2,2%, und damit den niedrigsten Stand seit knapp drei Jahren. Vor 12 Monaten lag sie noch bei 7,4%. Insbesondere Energiepreise dürften im Jahresverlauf weiter sinken, sofern sich geopolitische Konflikte nicht verschärfen oder neu aufbrechen. Die von der EZB besonders beachtete Kerninflation sank jedoch nur minimal und lag bei noch zu hohen 3,3%. Die erste Zinssenkung wird voraussichtlich im Juni erfolgen. Bis zum Jahresende dürfte der Leitzins etwa im Bereich zwischen 3,5% und 3,75% liegen – das wäre ein markanter Rückgang gegenüber dem aktuellen Niveau von 4,5%. Die Finanzierungssituation vieler Unternehmen in Deutschland ist angespannt, sinkende Zinsen würden die Situation ein wenig entspannen.

Büroflächenumsatz versus ifo-Beschäftigungsbarometer

Der deutsche Arbeitsmarkt konnte der schwachen Konjunktur bislang trotzen. Die Arbeitslosenquote ist trotz leichter Anstiege mit 6,1 % eine der niedrigsten in ganz Europa. Die Beschäftigtenzahl erreichte 2023 mit 45,9 Mio. Menschen ein neues Rekordniveau, mit dem größten Zuwachs im Dienstleistungssektor. In den letzten Monaten wurden die Einstellungspläne der Unternehmen zwar sukzessive reduziert, dennoch wollen die Unternehmen in Deutschland weiterhin Beschäftigte einstellen. Im Dienstleistungsbereich ist sogar ein fortgesetzter Beschäftigungsaufbau geplant.

Invest­ment­markt

Weiterhin schwach zeigte sich der Investmentmarkt für gewerbliche Immobilien im ersten Quartal 2024. Auch wenn das erzielte Transaktionsvolumen in Höhe von 5,2 Mrd. € das Vorjahresquartal um 6% übertraf, lag es um 58% unter dem fünfjährigen Durchschnitt der jeweils ersten Quartale. Auf Büroobjekte entfielen lediglich 21% des Investment-volumens. Dieser Assetklasse stehen Investoren noch sehr zurückhaltend gegenüber. Großabschlüsse bleiben Mangelware, nicht zuletzt weil Finanzierungen bislang immer noch überwiegend für kleinere Losgrößen vergeben werden.

Nachdem Eigentümer lange an alten Immobilienwerten festgehalten haben in der Hoffnung, diese weiterhin erzielen zu können beziehungsweise erst gar keinen Verkauf realisieren zu müssen, sind sie immer öfter gezwungen, mit deutlichen Abschlägen zu verkaufen („seller capitulation“). Der Anteil der NPLs (notleidende oder leistungsgestörte Kredite) in der gewerblichen Immobilienfinanzierung ist laut pwc bereits stark gestiegen, wenngleich von einem sehr niedrigen Niveau aus. Den Banken wird das kooperative Weiterführen unter Druck geratener Kredit-Engagements gemeinsam mit ihren Kunden von Seiten der Regulatorik und der Aufsicht erschwert. Die Banken prüfen vermehrt den Verkauf von Krediten, und bei der Neukreditvergabe für Immobilien bleiben sie restriktiv. Die aufwändigeren Ankaufs- und Finanzierungsprüfungen tragen wesentlich zur reduzierten Dynamik auf dem Immobilieninvestmentmarkt bei.

Investmentvolumen

Die Abwertungen von Einzelobjekten und Portfolien haben sich derweil fortgesetzt. Sobald die Preisfindungen in den verschiedenen Marktsegmenten ihre neue Gleichgewichte erreicht haben, werden Deal-Anzahl und -volumen wieder steigen. Für Risikoklassen oberhalb von Core und CorePlus treten auch neue Kapitalgeber in den Markt ein. Die fortgesetzten Renditekorrekturen eröffnen wieder Einstiegsmöglichkeiten zu Preisen, die es seit Jahren nicht gab. Unsere Erwartung eines zunächst noch andauernden Renditeanstiegs halten wir weiterhin aufrecht.

Auch wenn die Märkte einen Teil der erwarteten Zinssenkungen bereits eingepreist haben, dürften von den Zinsschritten durch die EZB positive Impulse insbesondere für den Investmentmarkt ausgehen. Diese könnten zunächst nur moderat ausfallen, da langfristige Staatsanleihezinsen einen größeren Einfluss auf die Kreditzinsen haben als die Zentralbankzinsen. Gleichwohl baut sich weiter Nachfrage auf, auch und gerade von Seiten internationaler Investoren. Zudem rücken in jüngster Zeit kritisch betrachtete Segmente wie Büroobjekte wieder etwas mehr in den Fokus. Die Preis-bildung dauert allerdings noch an, gerade im Bürosegment. Die Assetklasse Logistik beispiels-weise ist dahingehend schon weiter. Insgesamt dürfte das Jahr 2024 ein Wendepunkt im aktuellen Immobilienzyklus werden.

Spitzenrendite

Büro­vermietungs­märkte

Der Büroflächenumsatz der hier betrachteten Immobilienmärte Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt liegt nach den ersten drei Monaten des Jahres mit 370.100 m² auf einem so niedrigen Niveau wie zuletzt vor vier Jahren, während Corona. Gegenüber dem Vorjahresquartal schlägt ein Rückgang von 5% zu Buche, verglichen mit dem fünf-jährigen Mittel der ersten Quartale beträgt das Minus 19%. Mehrere Gesuche, die 2023 nicht abgeschlossen und daher für das erste Quartal 2024 erwartet wurden, kamen nach wie vor noch nicht zum Abschluss. Die Prozesse dauern oft länger als üblich, grade bei Großgesuchen.

Die schwache Konjunktur sowie insbesondere die aktuell vorherrschende Unsicherheit mit Blick auf geopolitische Konflikte, wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen oder die Zins-entwicklung zeigen diesbezüglich ihre Wirkung: Langfristige Standortentscheidungen wer-den öfter - zugunsten von Vertragsverlängerungen für einen Zeitraum von nur wenigen Jahren - vermieden. Im Wege dieser „Vertagung“ baut sich allerdings eine höhere Nachfrage in wenigen Jahren auf.

Flächenumsatz: Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg

Weiterhin hoch sind die Aktivtäten bei Vertragsverlängerungen, die jedoch keinen Eingang in die Flächenumsatzstatistik finden. Der Trend zur moderaten Verkleinerung der genutzten Büroflächen im Wege der Umsetzung hybrider Arbeitskonzepte bringt weiterhin einen sukzessiven Leerstandsanstieg mit sich.

Büro-Leerstandquoten und -Spitzenmieten

Hochwertige Objekte stehen derweil unverändert hoch in der Gunst der Flächensucher. Doch auch in diesem Marktsegment kommt es zu Flächenreduktionen. Die besten Objekte erzielen weiterhin hohe Mieten – nicht nur im Wege der Inflationsindexierung bei laufenden Verträgen, sondern auch bei Neuabschlüssen. Hingegen werden bei weniger nachfragekonformen Flächen die Vermarktungsanstrengungen deutlich erhöht. Auch gestiegene Finanzierungsaufwendungen für Eigentümern sowie der insgesamt steigende Flächenwettbewerb im Umfeld aktuell schwacher Nachfrage kann ein Auslöser für solche intensivierten Bemühungen sein. 

Büro­markt Berlin

Der Büroflächenumsatz in Höhe von 141.700 m² lag um 1 % über dem ersten Quartal des Vorjahres, jedoch um 20 % unter dem fünfjährigen Schnitt. Immerhin gab es zwei Abschlüsse größer 10.000 m². Die drei größten Deals (alle mit Nutzern der öffentlichen Verwaltung) repräsentieren allein 43 % des gesamten Flächenumsatzes. Auffallend niedrig waren die Aktivitäten im Segment zwischen 5.000 und 10.000 m². 

Die Nachfrage auf dem Berliner Büromarkt ist seit Ende 2022 ist gedämpft. Die Nutzerseite sondiert weiterhin ihre künftigen Arbeitsmodelle und Flächenbedarfe. Daher ist auch die Zahl der aktiven Gesuche aktuell reduziert, insbesondere was Großgesuche angeht. Ein hohes Volumen an Vertragsverlängerungen ist die Konsequenz. Auch kommt es weiterhin zu Verkleinerungen, entweder in Form von Flächenrückgaben, oder auf dem Wege, dass die nicht mehr benötigten Flächen zur Untermiete angeboten werden. 

Vor diesem Hintergrund und dem wachsenden Leerstand steigt für viele Eigentümer der Druck, ver-mieten zu müssen, weiter an. Entsprechend werden nicht nur die Incentives erhöht, sondern immer öfter auch die nominalen Angebotsmieten reduziert. Das gilt nicht mehr nur außerhalb, sondern auch für Lagen innerhalb des S-Bahn-Rings. Entsprechend wurden in einigen Büroteilmärkten die Mietpreisspannen nach unten angepasst. Auch die Durchschnittsmiete ist gegenüber dem Vorquartal leicht gesunken. Die Spitzenmiete könnte bis zum Jahresende eine Steigerung erfahren.

Flächenumsatz, Leerstand und Spitzenmiete

Flächenumsatz nach Top 5 Branchen

Flächenumsatz nach Größenklasse

Top 5 Abschlüsse

Baufertigstellungen

Miet­preis­spannen Berlin Q1 2024

Quelle: Avison Young
Stand: März 2024

Büro­markt Düsseldorf

Gegenüber dem ersten Quartal des Vorjahres lag der Flächenumsatz um 7%, und verglichen mit dem Fünfjahresdurchschnitt um mehr als ein Viertel niedriger, auf aktuell 56.200 m². Es gab nur einen Abschluss größer als 5.000 m², die Projektanmietung der Noerr Partnerschaftsgesellschaft mbB im Le Coeur. Auch im mittleren Größensegment war die Nachfrage ungewöhnlich schwach. Bei den Teilmärkten zogen der CBD, Nord und Kennedydamm das größte Umsatzvolumen auf sich. 

Nirgendwo zeigt sich die Ausdifferenzierung des Büromarktes nach Qualitäten so prägnant wie in Düsseldorf: Während sich die Spitzenmiete in Top-Gebäuden weiter nach oben orientiert und Incentives reduziert werden können, geraten Flächen am anderen Ende des Qualitätsspektrums zunehmend unter Druck. Lag die Spitzenmiete vor 24 Monaten noch bei 28,50 €/m²/Monat, ist sie – nach einem erneuten Anstieg im ersten Quartal dieses Jahres – auf nunmehr 42 €/m²/Monat geklettert. Gleichzeitig ist die Durchschnittsmiete gegenüber dem vierten Quartal 2023 um fast einen Euro gesunken, und bei Produkten mit eklatanten Schwächen werden die Vermarktungsbemühungen seitens der Eigentümer deutlich intensiviert. Hierzu zählt die Ausweitung von Mietanreizen, doch auch die Reduktion der Nominalmiete dürfte in einigen Fällen bald anstehen, wobei es fraglich ist, ob solche Flächen noch Mieter finden werden. 

Derweil baut sich immer mehr Leerstand auf: Erstmals seit 10 Jahren überschritt die Leerstandsquote die 10-%-Marke. Außerhalb der Top-Lagen haben es die betreffenden Objekte meist schwer, Nutzer zu finden. Es sind weiterhin einige – auch große – Gesuche im Markt; eine leichte Marktbelebung könnte bereits im laufenden Jahr einsetzen.

Flächenumsatz, Leerstand und Spitzenmiete

Flächenumsatz nach Top 5 Branchen

Flächenumsatz nach Größenklasse

Top 5 Abschlüsse

Baufertigstellungen

Miet­preis­spannen – Düsseldorf Q1 2024

Quelle: Avison Young
Stand: März 2024

Büro­markt Frankfurt

Nach den ersten drei Monaten des Jahres summiert sich der Büroflächenumsatz auf dem Frankfurter Marktgebiet auf 91.500 m², und liegt damit um 8% über dem Vorjahresquartal beziehungsweise um 17% über dem vierten Quartal 2023. Allerdings waren diese beide Quartale außergewöhnlich schwach. Dass im aktuellen Zeitraum ein einziger Großabschluss allein 40% des Flächenumsatzes ausmacht, illustriert den noch verhaltenen Jahresstart. Bei diesem Deal handelt es sich um die 37.000 m²- Anmietung der Europäischen Zentralbank im Gallileo-Hochhaus. Im Wege einer Standort- und Flächenkonsolidierung wird die EZB ihre bislang genutzten 74.000 m² in Eurotower und Japan-Center nach Abschluss der Gallileo-Renovierung halbieren.

Wie auch bei anderen aktuellen Nutzer-Entscheidungen zur Anmietung kleinerer Büroflächen baut sich hier perspektivisch weiterer Leerstand auf, der erst bei Umzug marktwirksam wird. Ende März erreichte der Gesamtleerstand auf dem Frankfurter Markt knapp 1,2 Mio. m², was einer Leerstandsquote von 9,6% entspricht. Dabei nehmen die zur Untermiete angebotenen Flächen weiter zu.

Auf dem Frankfurter Marktgebiet stehen neben den zentralen Lagen auch periphere Lagen im Fokus größerer Nutzer. Von den fünf größten Abschlüssen wurden vier außerhalb zentraler Lagen abgeschlossen. Ein Grund dafür sind die hohen Mieten in den Top-Lagen, wenngleich die Mieten in den Teilmärkten und auch die Spitzenmiete in den ersten drei Monaten des Jahres stabil geblieben sind. Bei den Incentives zeigen sich Eigentümer insbesondere (aber nicht nur) außerhalb des hochwertigen Flächensegments immer flexibler – und das gilt inzwischen auch bei Neuanmietungen.

Flächenumsatz, Leerstand und Spitzenmiete

Top 5 Abschlüsse

Baufertigstellungen

Miet­preis­spannen Frankfurt Q1 2024

Quelle: Avison Young
Stand: März 2024

Büro­markt Hamburg

Die 80.400 m² Büroflächenumsatz liegen um 22% unter dem Vorjahresquartal und um 31% unter dem fünfjährigen Durchschnitts-Take-up der jeweils ersten Quartale. Dieses außergewöhnlich niedrige Volumen lässt sich insbesondere darauf zurückführen, dass es lediglich einen Abschluss ab 5.000 m² gab: die Projektanmietung der Beratungsgesellschaft Mazars im LEE (Überseequartier) in der Hafencity. Einige Großgesuche, die 2023 nicht zum Abschluss kamen, wurden auch in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres noch nicht finalisiert; auch das trug zum niedrigen Take-up-Volumen bei.

Der Leerstandsanstieg setzte sich in den ersten drei Monaten des Jahres fort, und dürfte auch im Jahresverlauf weiter voranschreiten, insbesondere außerhalb der Top-Lagen, wo das Gros der spekulativen Flächen aus der Bau-Pipeline auf dem Markt kommen wird. In den zentralen Lagen City und Hafencity hingegen gibt es lediglich fünf Projektenwicklungen, die voraussichtlich bis Ende 2025 fertig gestellt werden und die noch jeweils mehr als 3.000 m² freier Flächen anbieten können.

Viele Eigentümer sehen sich unter Druck, den Vermietungsstand ihrer Flächen zu optimieren. Das betrifft nicht nur Bestandsflächen, sondern inzwischen auch Neubauten in B-Lagen. Über eine Ausweitung der Incentives wird versucht, die Vermarktungschancen zu verbessern. Von Mietinteressenten werden dabei öfter kürzere Mietlaufzeiten nachgefragt – aus Eigentümersicht lässt sich das jedoch nur dann realisieren, wenn keine signifikanten Umbaukosten anfallen.

In der zweiten Jahreshälfte sollte wieder etwas mehr Bewegung in den Markt kommen. Bei den Mieten wird eine stabile Entwicklung erwartet, mit leichten Wachstumsmöglichkeiten bei der Spitzenmiete aufgrund unverändert hoher Nutzeranforderungen bei abnehmendem Angebot hochwertiger Flächen.

Flächenumsatz, Leerstand und Spitzenmiete

Flächenumsatz nach Top 5 Branchen

Flächenumsatz nach Größenklasse

Top 5 Abschlüsse

Baufertigstellungen

Miet­preis­spannen Hamburg Q1 2024

Quelle: Avison Young
Stand: März 2024

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